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Cari Cari: One More Trip Around The Sun (Review)
Artist: | Cari Cari |
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Album: | One More Trip Around The Sun |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Alt-Blues, Indie-Pop, Psychedelia, Krautrock |
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Label: | Perla Nera | |
Spieldauer: | 33:37 | |
Erschienen: | 07.03.2025 | |
Website: | [Link] |
Als 2014 eine erste EP namens „Amerippindunkler“ des österreichischen Duos CARI CARI erschien, war die Welt noch nicht ganz bereit für die Musik von ALEX KÖCK und STEPHANIE WIDMER – ein wilder Mix aus Blues, Krautrock, Indie-Pop, Surf-Rock, Tropicalia, Spaghetti-Western Soundtrack-Elementen und Psychedelia, den sie bereits damals mit Gitarre, Drums, Maultrommel und selbstgebauter Didgeridoo erzeugten und bis heute konsequent weiterentwickelten. Dem 2018er-Debüt „Anaana“ folgte dann 2022 das in der Pandemie entstandene zweite Werk, „Welcome To Kookoo Island“, welches zugleich noch eskapistischer, dafür aber im Ton versöhnlicher, ausfiel als das noch wilde und ungestüme Debüt.
Eigentlich wäre zu erwarten gewesen, dass CARI CARI auf dem nun vorliegenden dritten Album „One More Trip Around The Sun“ die einmal eingeschlagene Richtung einfach beibehalten würden – zumal der Titel genau das vermuten lässt und sich CARI CARI als mitreißender Live-Act eine internationale Reputation erworben und eine feste Fanbase erspielt haben. Statt einer weiteren, kunterbunten Science-Fiction-Utopia erwartet den Hörer dieses Mal allerdings eine im Vergleich kontemplative, nachdenkliche Songsammlung mit der sich Köck und Widmer inhaltlich überraschend bodenständig, familienbezogen, autobiographisch und sogar politisch geben – wobei die musikalische Umsetzung durch die Hinzunahme von zusätzlichen Instrumenten (Geige, Synthies, Percussion, Bass oder Flöte) eher in die kollaborative Breite geht als dass neue Superlative angestrebt würden.
Das hat Gründe. So waren es beide nämlich leid, nicht nur auf der geschäftlichen, sondern auch auf der kreativen Ebene bislang immer alles alleine gestemmt zu haben, obwohl (so ALEX KÖCK) das Schönste am Musik machen doch eigentlich die Zusammenarbeit mit anderen sei. Das ist dann auch der Grund, warum das – nach wie vor von STEFFI WIDMER designte Artwork - ein Gruppenfoto ziert, auf dem die ganze Familie und der CARI CARI-Freundeskreis zu sehen sind. Nachdem CARI CARI immer wieder mit Erwartungshaltungen in Sachen Erfolg konfrontiert wurden, die sie als Künstler und Menschen irgendwann nicht mehr zu erfüllen bereit waren, lag der Schwerpunkt des neuen Albums somit nicht in der Expansion, sondern in der Rückbesinnung auf das Umfeld und die Gründe, aus denen heraus die beiden überhaupt Musik machen.
Diese Philosophie entwickelten CARI CARI, als sie im Verlaufe ihrer Karriere vor einem immer größeren Publikum spielten und ihnen dann klar wurde, dass sie das nicht zufriedener machte und sie mit dem bislang Erreichten doch eigentlich recht glücklich seien. Das neue Album sollte also nicht unbedingt nochmal eins draufsetzen, sondern diese Einstellung demonstrativ zum Ausdruck bringen.
Interessanterweise schlägt sich dieser Philosophie-Wechsel vom Hamsterrad-Denken zur neuen Bodenständigkeit gar nicht so sehr musikalisch nieder, sondern in der Auswahl der Songs und deren inhaltlicher Gewichtung, denn ihre Themen findet das Duo heute nicht mehr nur auf seinen Reisen, sondern auch im persönlichen Umfeld.
Der relativ unerbittliche Krautrock-Drone „Schmetterling“ (sowie seine im Vergleich lyrische instrumentale Einleitung „Farfalle“) etwa ist eine philosophische Reflexion zum Thema Metamorphose, Veränderung und Wiedergeburt.
In dem autobiographischen Song „My Hometown“ blickt Köck (musikalisch unterstützt von mäandernden Fiedel-Einlagen) auf seine Jugend in der österreichischen Provinz zurück, die ihn zu dem freiheitsliebenden Individualisten machte, der er heute ist.
„Drumming Woman“ ist eine Art musikalisches Selbstportrait Widmers und „Bad News“ ist der „Agit-Prop-Track“ des Albums, in dem Köck den Blues des täglichen Overkills mit schlechten Nachrichten – dann auch musikalisch – zum Ausdruck bringt.
Lediglich die von Widmer vorgetragene, psychedelisch augmentierte, schon etwas ältere Noir-Mörderballade „Goodbye Stranger“ fällt etwas aus dem Rahmen; das dann auch musikalisch, indem hier Keyboards, Flötensounds und Bongo-Geklöppel den Ton angeben (weswegen der Song das Album wahrscheinlich auch abschließt).
Mit dem neuen Album „One More Trip Around The Sun“ möchten ALEX KÖCK und STEFFI WIDMER vor allen Dingen eines: Aus dem Hamsterrad des Schneller-Höher-Weiter ausbrechen, sich auf die Grundwerte ihres Tuns besinnen und die Freude daran in Dankbarkeit des bislang Erreichten zusammen mit den Fans zelebrieren.
Es gehe eben nicht darum, immer mehr Menschen erreichen zu müssen, um noch erfolgreicher sein zu können, sondern darum, die Menschen, die diese Grundwerte ebenfalls teilen, mitzunehmen.
FAZIT: Mag sein, dass das neue Album „One More Trip Around The Sun“ weniger spektakulär, kunterbunt, unbefangen, eskapistisch und wild ausgefallen ist als die beiden ersten Werke des österreichischen Duos CARI CARI, dafür aber ist es gehaltvoller, persönlicher, schlüssiger, bodenständiger und musikalisch kohärenter geworden - und das muss in unseren flüchtigen Zeiten ja auch etwas wert sein, sodass Wie ALEX KÖCK feststellt: „CARI CARI sind ja vor allen Dingen ein sehr guter Live-Act – und das wird sich auf der anstehenden Welt-Tour sicherlich nicht ändern.“
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- One More Trip Around The Sun
- Nana
- Farfalle
- Schmetterling
- If U Know U Know
- Drumming Woman
- Bad News
- My Hometown
- Goodbye Stranger
- Gesang - Alex Köck, Stephanie Widmer
- Gitarre - Alex Köck
- Keys - Stehpanie Widmer
- Schlagzeug - Stehpanie Widmer
- Welcome To Kookoo Island (2022) - 11/15 Punkten
- One More Trip Around The Sun (2025) - 12/15 Punkten
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